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Quartier 16 – Wohnung, Orientierung, Begleitung für Frauen

Mit dem Quartier 16 neben dem Mutterhaus in Vöcklabruck eröffnen die Franziskanerinnen im Herbst 2021 eine neue Einrichtung, wo Frauen in schwierigen Lebenssituationen nicht nur temporär wohnen können, sondern auch Orientierung und Begleitung finden. Über die Anliegen und Ziele des Projekts sprach das FranziskanerinnenMagazin mit Generaloberin Sr. Angelika Garstenauer und Sr. Ida Vorel, die zukünftige Leiterin des Quartier 16.

Sr. Angelika, als das Haus Lea im Herbst 2019 geschlossen wurde, haben Sie ein Nachfolgeprojekt mit einem neuen Konzept angekündigt. Was wird im Quartier 16 nun neu und anders?

Sr. Angelika: Wir wollen die Frauen von außen ins Zentrum holen: Sowohl physisch als auch im übertragenen Sinn. Das Haus Lea in Obertalheim bei Timelkam war eher abgelegen, die Frauen mussten gut eine halbe Stunde marschieren, um in die Stadt zu gelangen. Das neue Quartier 16 ist mitten im Zentrum von Vöcklabruck, das erleichtert den Frauen den Alltag:  Behördenwege, den Schulweg für die Kinder, Kontakte … und sie sind sichtbar. Das ist uns besonders wichtig: Dass Frauen, die es nicht einfach haben, Anerkennung und Achtung erfahren, dass wir sie in unsere Mitte holen.

Sr. Ida: Darüber hinaus wird im Quartier 16 unser Fokus neben der Begleitung der Frauen auch stärker auf der Betreuung liegen: Wir unterstützen sie im Alltag, wenn notwendig gehen wir mit ihnen zum Arbeitsmarktservice oder zu Behörden … Und selbstverständlich bieten wir – wie schon im Haus Lea – neben Lebens- und Sozialberatung auch geistliche Begleitung an.

Für wen ist das Quartier 16 gedacht?

Sr. Ida: Für Frauen in schwierigen Lebenssituationen. Die Schicksale der Frauen sind so verschieden wie das Leben eben spielt … Wir sind im Quartier 16 für alle Frauen da, die vorübergehend eine Wohnmöglichkeit und Unterstützung brauchen: Mit Kindern oder ohne, egal welchen Glaubens. Einzige Einschränkung: Wir sind keine medizinische Betreuungseinrichtung. Frauen mit Suchterkrankungen oder schweren psychischen Erkrankungen können wir deshalb nicht aufnehmen.

Derzeit wird das Haus in der Salzburger Straße 16 noch renoviert …

Sr. Ida: … das wird noch bis zum Sommer dauern. Wir haben im Quartier 16 fünf Zimmer für die Frauen und zwei kleine Übergangswohnungen. Und es wird auch eine Gemeinschaftsküche geben, einen Gesprächsraum mit einer Bibliothek und ein Spielzimmer … Die Frauen können Ruhe finden im Klostergarten, sind aber mitten in der Stadt, das ist uns wichtig.

Einen großen Unterschied gibt es zum ehemaligen Haus Lea…

Sr. Ida: … die Betreuungspersonen werden nicht im Haus leben. Wir werden für die Frauen untertags zu fixen Dienstzeiten da sein, dabei werden mich zwei Sozialpädagoginnen und eine Haushaltshilfe unterstützen. Das sichert den Frauen eine gewisse Freiheit, bedarf aber auch einer gewissen Stabilität und Selbständigkeit.

Das Engagement für die Schwachen in der Gesellschaft hat ja eine sehr lange franziskanische Tradition …

Sr. Angelika: Auf Menschen zu schauen, die Unterstützung brauchen, unabhängig von Herkunft oder Religion, das ist in unserem Charisma – also sozusagen in unserer DNA – festgeschrieben. Das Haus Lea, das 2003 am internationalen Frauentag, dem 8. März, unter Generaloberin Sr. Kunigunde Fürst und der ersten Leiterin, Sr. Teresa Hametner, eröffnet wurde, war unser erstes explizites Angebot an Frauen. Aber natürlich haben wir auch davor schon Menschen unterstützt, wenn sie Hilfe brauchten. Sei es mit einer Arbeitsstelle im Mutterhaus oder einer unserer Einrichtungen, oder auch mit einer Übergangswohnmöglichkeit…

Stichwort „Übergangswohnen“: Wie lange können die Frauen im Quartier 16 bleiben?

Sr. Ida: So lange, bis sie wieder Kraft gefunden haben, um ihr Leben gut in den Griff zu bekommen. Wir haben den Namen ganz bewusst so ausgewählt: Ein Quartier ist etwas, das Schutz und Geborgenheit bietet, aber eben nur vorübergehend. Es soll ein Ort werden, wo Frauen zur Ruhe kommen können, Unterstützung und Orientierung finden. Bei uns finden sie Geborgenheit und Hilfe in einer schwierigen Zeit, in der sie das brauchen. Wir begleiten sie am Weg zu ihrem Neustart.

Sr. Angelika: Das hat eine lange Tradition bei uns, auch schon bevor es das Haus Lea und jetzt das Quartier 16 gab. Mit vielen Frauen, die wir über die Jahre begleitet haben, stehen wir immer noch eng in Kontakt!

Das Interview erschien im FranziskanerinnenMagazin 1-2021